Entstehung und Entwicklung

Die Chronik berichtet, dass sich in einem Münchner Museum eine Tisch-Standarte mit der Aufschrift „Schützengilde Deggendorf“ und der Jahreszahl „1428“ befinden soll. Vermutlich ist sie in den Wirren des 2. Weltkrieges verloren gegangen, da die Nachsuche bis heute ohne Erfolg blieb.

Allerdings haben bereits im Jahre 1429 Deggendorfer Schützen an einem großen Schießen in München teilgenommen, und eine Nürnberger Urkunde aus dem Jahre 1458 besagt, dass sich bei dem damals dort abgehaltenen Armbrustschießen auch Deggendorfer Schützen beteiligt haben. Ebenso bestätigt Archivrat E. v. Detouches urkundlich, dass beim großen Pfingstschießen 1467 in München, zu welchem 12 Fürsten und 52 Städte 350 Schützen geschickt hatten, auch sechs namentlich genannte Deggendorfer Schützen abgeordnet waren: Erhart Regner, Kilian Schlüsselfelder, Kunz Eysen, Petrus Mattenkofer, Andre Klebsinger und Kunz Schuster aus „Tegkendorf“.

Auch 1555 wird durch den Augsburger Schützenkommisarius Lienhart Flexel die Teilnahme von 4 Deggendorfer Schützen am 8. Und 9.11. Aus der „fürstlich Stadt Deckgendorf“ bekundet. 1556 berichtet schließlich das Ratsprotokoll der Stadt Deggendorf von „2 Zielstätten“ und empfiehlt außerdem, dass die gewährten Schützenpreise „nach der Ordnung verschossen, nicht aber versoffen werden sollten.“ 1586 findet in Regensburg ein großes Schießen mit über 216 Teilnehmern statt, worunter ein Deggendorfer namens Paulus Duschl war. 1714 wird urkundlich die Ausgabe der ersten Scheibe, 1750 die der zweiten und 1766 die der dritten erwähnt. Die Chronik nennt für die Zeit von 1760 bis 1771 als Schützenkommissar den Stadtkämmerer Johan Caspar Rohrbeck, berichtet über die neue Schützenordnung vom 21.7.1796 und wird dann bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sehr genau geführt: fast lückenlos wird das Vereinsgeschehen festgehalten, natürlich auch die Kassenführung und die Bewegung der Mitgliederzahlen. Faszinierend sind vor allem die herrlichen Berichte von den großen Volksfestschießen der Jahre 1858, 1861, 1871, 1857 und 1892. Die wohl gelungenste Veranstaltung des 19. Jahrhunderts war das Jubiläumsschießen mit Fahnenweihe im Jahre 1895. Übrigens – die Stadt Deggendorf gab zu diesem Schießen regelmäßig einen Zuschuss von 500 Goldmark. Am 8.4.1890 betrug sie Zahl der Mitglieder 33 und 1895 waren es 52, wobei die Kasse einen Überschuss von 9250,52 Mark aufwies.

Ein weiterer Markstein in der Geschichte der Hauptschützengemeinschaft war das 10. Niederbayerische Bundesschießen, welches unter dem Protektorat und in Anwesenheit des Prinzen Alfons von Bayern vom 27. Bis 30.6.1909 stattfand. Dann kam der erste Weltkrieg und danach die Inflation. Aber trotzdem fand 1928 aus Anlass des 500-jährigen Jubiläums ein großes Jubiläumsschießen unter der Schirmherrschaft des damaligen 1. Bürgermeisters Dr. Anton Reus statt. In derselben Zeit ist eine äußerst rege Vereinstätigkeit festzustellen, was an Hand der vielen – heute noch vorhandenen – Schützenscheiben nachvollzogen werden kann.

Über die Zeit des Nationalsozialismus liegen keine Aufzeichnungen mehr vor. 1945 musste die Hauptschützengemeinschaft ihre Schieß- bzw. Vereinstätigkeit ganz einstellen. Jedoch wurde am 27. April 1950 in einer außerordentlichen Generalversammlung beschlossen, das Schießen mit dem Luftgewehr wieder aufzunehmen. 1. Schützenmeister war damals der bekannte und allseits geachtete Kaufmann Hans Hänsel, dem 1956 Sepp Philipp nachfolgte, welcher das Niederbayerische Bundesschießen 1959 ausrichtete. 1963 wurde Anton Eßl, unserer unvergessener Schützenbruder zum 1. Schützenmeister gewählt, dem 1969 Sepp Sigl und 1972 Franz Ebensberger, sowie schließlich 1975 Josef Berglehner nachfolgten. Schon 1976 – im Rahmen einer außerordentlichen Generalversammlung – wurde Ludwig Schirferneder 1. Schützenmeister, an den sich noch heute viele von uns gut erinnern, wie auch an das Geburtstagsständchen mit der Stadtkapelle, womit wir ihn besonders überraschten.

1979 wurde das traditionelle Sebastianischiessen wieder ins Leben gerufen. Im Jahre 1980 wurden dann erste Überlegungen bezüglich eines scharfen Pistolenstandes durch den damaligen 2. Schützenmeister Gerhard Sauer angeregt. Dieser sollte aber auf dem damaligen Grund beim Gasthaus „Schießstätte“ gebaut werden, auf dem ein Schießrecht zugunsten der Hauptschützengemeinschaft bestand. Ein Rechtsgutachten und diverse Stellungnahmen – auch des BSSB – führten dann auf Grund der Initiative des am 26.10.1984 gewählten neuen 1. Schützenmeisters Karl-Heinz Brandl zum mehrheitlichen Beschluss der Mitglieder, mit dem Eigentümer der Schießstätte und der Stadt Deggendorf zu verhandeln.

Im Ergebnis wurde das dingliche Schießrecht gegen entsprechende Entgeltung aufgegeben und ein geeignetes Grundstück in Fischerdorf gefunden.

Bis zum ersten Spatenstich am 16.4.1988 und auch danach musste mit unglaublicher Zähigkeit und Beharrlichkeit verhandelt, angefragt, erwogen, diskutiert und vor allem gerechnet und dann mit kühlem Kopf entschieden werden, wobei sich eine ganze Reihe von Mitgliedern hervorragend engagierte.

Nach einer gesamten Bauzeit von 4 Jahren wurde das neue Schützenhaus im August 1992 endgültig fertig gestellt. Es stellt eine für Niederbayerische Verhältnisse einmalige Schießanlage dar, die nur durch die unermüdliche Mitarbeit vieler Mitglieder, allen  voran des 1. Schützenmeisters Karlheinz Brandl, erstellt werden konnte.

Quelle: © Nov. 2003 by Karlheinz Brandl (Ehrenschützenmeister)